Digitalisierung verpennt – wird die Chance nun genutzt?

Über Jahre wurden Nerds müde belächelt. Die „haben ja keine Freunde“, „treffen sich nur online” und das „wahre Leben findet draußen statt“. Ja, stimmt – bei manchen war das so.

Wie war bisher die Wahrnehmung des „digitalen Lebens“? Man kann online einkaufen, chatten und sich informieren. Eine berufliche Nutzung und Vernetzung war die Ausnahme. 

Das Problem dieser eingeschränkten Nutzung sorgte dafür, dass das Internet „nicht an jeder Milchkanne“ und ein entsprechender flächendeckender Ausbau des mobilen Internet in der Fläche verfügbar sein muss. Das war zumindest die Sichtweise von den Menschen, die dafür zuständig sind, den Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur zu veranlassen: unsere Politiker und die Verwaltung.

Für Visionen wird eine gewisse Fachkenntnis oder eben das Vertrauen in den Rat von Experten gebraucht. Leider haben diese Menschen, weil sie eben nicht über die Kenntnis von Möglichkeiten ( siehe dazu Kant mit seiner Erkenntnistheorie ( https://de.wikipedia.org/wiki/Immanuel_Kant#Erkenntnistheorie ) ) verfügen, keine Visionen wo es hingehen kann und so wird einfach weiter gemacht wie bisher.

Dabei ist jedem klar: Stillstand bedeutet Rückschritt.

Und genauso verspielt man die Zukunft. Oft nicht die Eigene – denn die Entscheider sind zu alt – aber die, der nachkommenden Generationen. Das ist nicht nur besonders traurig, sondern gefährlich für unseren Wohlstand.

Digitale Infrastruktur VOR CORONA

Für viele war der Begriff „digitale Infrastruktur“ im Bereich der Bildung und kommunalen Einrichtungen der Auf-/Ausbau von WLAN und Versorgung der Leute mit Laptops oder Tablets – Punkt.

Die Stimmen von Experten wurden nicht gehört, die Beispiele von Ihnen konnten oder wollten von den Entscheiden nicht nachvollzogen werden.

Die Chance – Dank CORONA

Dank Corona, muss ich leider sagen, sind jetzt viele Menschen gezwungen anzuerkennen, welche weiteren Möglichkeiten die Vernetzung bietet. Von dem Pflegen sozialer Kontakte, über Messenger und deren Video-Telefonie-Funktionen, bis hin zur Aufrechterhaltung der verschiedenen notwendigen Tätigkeiten im Homeoffice. 

Um das aktuell nutzen zu können braucht es eine entsprechende digitale Infrastruktur. Sowohl eine ausreichend hohe Anbindung von öffentlichen Einrichtungen an das Internet, als auch die Verteilung innerhalb dieser Gebäude. Zum Beispiel kann das Schulgebäude über eine halbwegs schnelle Anbindung an das Internet verfügen, dies bringt jedoch keinen Mehrwert, wenn nicht alle Klassen / Räume über WLAN oder „Ethernet-Kabel“ angebunden sind.

Darüber hinaus ist eine digital Infrastruktur für Bildung und Vernetzung von ehrenamtlichen Aufgaben wie Feuerwehr, Vereine und Parteien inklusive der gewählten Mandatsträger unabdingbar. Ohne eine digitale Infrastruktur sind diese in der aktuellen Zeit nicht arbeitsfähig.

Natürlich kann nun jeder sagen: „das konnte ja keiner ahnen“. Nein, es konnte sich keiner vorstellen,

  1. dass das passiert
  2. das Arbeiten auch anders möglich ist als bisher gewohnt.

Raus aus der Komfortzone und Umdenken

Man muss jetzt seine Komfortzone verlassen, um weiter machen zu können. Die Blockierer erkennen dies nun hoffentlich und hören auf diejenigen zu blockieren, die die weitere Arbeit ermöglichen. Neue Wege werden gefunden oder müssen noch gefunden werden, damit das Leben weitergeht.

Einige kurze Beispiele aus den Bereichen Schule, Vereine und Arbeitgeber

Dieses Thema ist zu komplex, sodass es hier bewusst nur angerissen wird.

1) Schulen

Wie schön wäre es gewesen, wenn die Vernetzung der Schule mit den Eltern und Kindern schon im Vorfeld vorangetrieben worden wäre. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch Kinder dem Unterricht folgen können, weil sie z.B. Einschränkungen in der Mobilität haben. D.h., wenn Schulen wegen Sturm oder anderen Gefahren geschlossen bleiben müssen, würde trotzdem ein Unterricht möglich sein.

Bildung ist D A S zentrale Gut, was wir in Deutschland haben – neben unserer Infrastruktur.

2) Vereine, Ehrenamt und Parteien

Die Vernetzung von Vereinen ist eine elementare Grundvoraussetzung um unser gesellschaftliches und kulturelles Leben aufrechtzuerhalten. Viel passiert durch das Ehrenamt. Wie viele Menschen helfen in der Freizeit anderen Menschen oder setzen sich für das Gemeinwohl ein? Hier sind entsprechende Kommunikationsmittel für die Abstimmungen zwingend erforderlich. Einer alleine wird nicht viel bewältigen können.

Die Parteien, die in unserer Demokratie über die gewählten Mandatsträger die Menschen vertreten und für sie Entscheidungen treffen sollen, müssen genauso arbeitsfähig bleiben. Was ist in meinem Ort, meiner Stadt, der Region, dem Land oder dem Bund los? Wie wollen wir damit umgehen? Was gibt es Neues und wie geht es weiter? Es müssen Entscheidungen getroffen werden, die durch gemeinsame Absprachen zustande kommen.

Aber wie bei Kontaktverbot? Genau: Digital!

3) Arbeitgeber

Für viele Arbeitgeber sind Arbeitnehmer im Homeoffice faul. „Die machen doch eh nichts zu Hause“. Genau dieses Misstrauen den eigenen Mitarbeitern gegenüber hat diese Arbeitgeber vor ein rosiges Problem gestellt: Keine Infrastruktur – oder eine zu „Kleine“. Hier kann nicht einfach schnell die Belegschaft ins Homeoffice geschickt werden und der „Laden läuft weiter“. Nein, da läuft erst einmal gar nichts. Mühsam wird investiert, Dienstvereinbarungen gibt es nicht und die Arbeitnehmer kennen das Arbeiten von zu Hause noch nicht. Kurz: Verschenkte Zeit im Jahr 2020.

Nun haben die Unternehmen die Nase vorn, die ihren Mitarbeiter vertraut haben, die schon frühzeitig in digitale Infrastruktur investiert haben. Nicht in WLAN und Tablets, sondern in Laptops, Tokens, VPNs, ScreenSharing, Telefon- und Videokonferenzsysteme.

Natürlich gibt es viele Berufe, in denen gar nicht oder nur ganz wenig im Homeoffice gearbeitet werden kann. Trotzdem kann eine gute digitale Vernetzung auch hier an vielen Stellen hilfreich sein.

Hoffnung

Durch CORONA werden nun viele dieser „digitalen Themen“ den Menschen nicht nur bewusster, sondern sie müssen damit jetzt leben und jetzt erkennen, was die letzten Jahren versäumt wurde.

Meine Hoffnung ist, dass die Entscheidungsträger in Politik, Verwaltung, Schulen, Arbeitgeber etc. diese „Krise“ als Chance begreifen, ab sofort und für die Zukunft danach handeln und ihren Horizont für Vieles was Unmöglich scheint öffnen. 

2 Kommentare zu „Digitalisierung verpennt – wird die Chance nun genutzt?

  • Ich muss mich da an die eigene Nase fassen: Videoanrufe habe ich so gut wie nie angenommen, Videokonferenzen konnte ich mir gar nicht vorstellen… Und nun bin ich froh das es diese Möglichkeiten gibt, ich nutze sie sogar freiwillig.
    Heiko: ein toller Berich! Der hoffentlich die Entscheider dazu bewegt schneller den “digitalen Ausbau” voranzutreiben und die nicht so Versierten (wie mich) ermutigt, ruhig einmal so eine Videokonferenz mit Freunden oder Familie auszuprobieren…

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